Umfassende Biodiversität für erfolgreichen Beeren- und Obstbau

Auf Hof Brachland baut Jürg Raths Beeren und Obst intensiv und eingebunden in ein vielfältiges Ökosystem an. Er ist überzeugt davon, den Boden erst gut bewirten zu müssen, um dann sein „Trinkgeld“ in Form einer gesunden Ernte zu erhalten. Mulch und Jauchen gehören ebenso dazu wie Unterwuchs und Lebensräume für Nützlinge.

1) Den Boden hegen und pflegen

Grasschnitt als Mulch – hier eine Woche nach dem Verteilen.

Um den Boden zu bedecken und die Beerenpflanzen zu düngen, setzen wir Grasschnitt ein. Wir verteilen das Gras frisch auf die Dämme. An den Rändern werden Holzschnitzel und Bewuchs mit einer Streifenfräse zu Oberflächenkompost verarbeitet. Zugleich verteile ich Milchsäure, Effektive Mikroorganismen (EM), Hornmist-Heu oder Komposttee, um die Ausgasung zu verringern. Möglichst rasch soll der Stickstoff von den Bodenlebewesen gebunden werden und den Pflanzen zur Verfügung stehen. Um Krankheiten vorzubeugen oder sie zu behandeln, setzen wir vor allem auf Pflanzenpräparate. Bei sichtbarem Stickstoffmangel bringe ich eine Walwurz-Brennnessel-Jauche aus. Diese wohlriechende Jauche wird hergestellt, indem die beiden Kräuter – gebrochen und dann etwas gestampft – in einem 100 l Fass mit Wasser übergossen und 3 l EM beigegeben wird; ein Deckel, der zwar Luft hinaus, aber nicht mehr neue hinein lässt, kommt oben drauf. Nach ein bis zwei Wochen ist die Jauche fertig und kann via Bewässerung oder verdünnt mit der Giesskanne ausgebracht werden.

2) Den Pflanzen Gesellschaft bieten

Wir lassen einen gewissen Bewuchs der Dämme mit Wildpflanzen zu und setzen auch selber bewusst Kräuter und Gemüse ein, um die Gesundheit der Beeren zu fördern. Knoblauch oder Schaftzwiebeln sind auf allen Dämmen zu sehen. Sie stehen dort wegen ihrer fungiziden Wirkung. Wir ernten fortlaufend Schnittknoblauch und -zwiebeln. So wird der Bewuchs in Grenzen gehalten und die Pflanzen kommen jedes Jahr von selber wieder. Mit anderem Gemüse wie Randen, Radiesli, Rüebli und Salat experimentieren wir, um die Vielfalt an Pflanzen zu erhöhen und die Fläche intensiver zu nutzen. Entscheidend ist, dass das Gemüse nicht zum Feuchtigkeitsfänger wird und immer im vegetativen Stadium bleibt, solange kommt jede Pflanze der Gemeinschaft zu Gute. Der Unterwuchs darf ganz allgemein nicht zu hoch werden. Knoblauchrauke und Meerrettich müssen durch Schnitt oder auch mal Ausreissen im Zaum gehalten werden. Milchpflanzen wie Salate, Schöllkraut oder Löwenzahn können helfen, dem Mangel an pflanzenverfügbarem Bor in unserem Boden entgegenzuwirken. Sehr willkommen ist uns auch das Scharbockskraut. Im Frühling bedeckt es den Boden schnell und fällt dann später von selber wieder zusammen. „Nach der Ernte unserer Kulturen ist der Boden besser als vor der Saat oder Pflanzung“, lautet unsere Devise.

3) Viel Raum für Nützlinge schaffen

Hecken mit Asthaufen zum Verstecken.

Hummeln und andere Bestäuber finden viele kleine Schlupflöcher, in denen sie überwintern können.

Wir haben gezielt Lebensräume für Nützlinge geschaffen und die Pflanzen- und Tiervielfalt auf dem Gelände gefördert. Steingefüllte Gruben mit Asthaufen darüber für den Mauswiesel und viele Kleintiere, klassische Hecken und solche mit Wildobst für die Vielfalt, aber auch als Windschutz und für das Mikroklima. Vor allem die Bestäuber brauchen attraktive Orte, um zu kommen und zu bleiben. Hummeln und Wildbienen sind in rund 30 Wildbienenhotels eingezogen und leben jetzt auf dem Gelände. Sie finden viele kleine Schlupflöcher, in denen sie überwintern können, und ertragen die Bedingungen unter den Plastikabdeckungen deutlich besser als ihre per Post gereisten Kolleginnen, die wir früher bezogen.
Wenn eine Brombeerpflanze so stark von Läusen befallen ist, dass sie ihr Wachstum einstellt, dann dauert es meist eine Woche bis zehn Tage, bis Marienkäfer ankommen, sich vermehren und die Läuse fressen. Zwei Wochen später wächst die Brombeere wieder. „Bei Kirschen und Zwetschgen finde ich ein paar Läuse häufig gut. Die Triebe des Steinobstes wachsen so schnell, da ist eine kleine Bremse durch die Läuse hilfreich.“

Brachland Jürg Raths, Kanton Zürich, 2018

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